6:00 Uhr ist Tagwache. Der Haus-Gockel kräht allerdings schon früher, der sollte mal neu eingestellt werden (oder er landet im Topf...). Nach dem Frühstück fahren wir um 7:15 Uhr Richtung Masai Mara los. Verschiedene Stops sind geplant: Getränke, Pinkelpause und Geldbezug. Diane wieder mal im Pech: ihre Kreditkarte wird erst beim 2. ATM akzeptiert, so fahren wir halt wieder ein Stück retour. Für die Umstände entschuldigt sie sich am Abend beim Nachtessen mit einem Gläschen Amarula. Eigentlich ist sie auch sonst der Pechvogel unserer Gruppe: verspätete Koffer, Pass-Probleme, Kamera kaputt, Schlafsack und weitere Utensilien vergessen (ihren Reiseberater würde ich sofort feuern! :evil: ). Dazu kommt noch ihre Gutmütigkeit, es jedem Souvenirhändler recht zu machen und etwas abkaufen. Ihr Sitzplatz ist bald übersät von Statuen, kleinen Tiere und weiterem 'Gerümpel'. Mit ihrem Souvenir-Arsenal könnte sie bald einen eigenen Shop eröffnen. Jetzt zum ungeplanten Stop: mitten in der Pampa tut sich am Auto gar nichts mehr; ausrollen, fertig! Nur noch ein Piepston, wenn Peter den Schlüssel dreht, ist zu hören. Und was sagte Patricia vor ein paar Tagen: wenn Pannen, dann nur in der Masai Mara. Recht hatte sie. Hätte aber trotzdem nicht sein müssen. Trotzdem bleibt die Stimmung ruhig, keine Nervosität, keiner der irgendwie mit erhobenen Händen aus dem Auto springt, wegrennt und schreit: 'wir werden alle sterben!!' Stattdessen wird die Zeit genutzt um die Beine zu vertreten. Unsere Truppe wird von einem Gnu und einer Gazelle beobachtet. Ein grosser Vogel stolziert im Gras herum und Patricia wettet mit uns 10$, dass niemand den Namen des Bodenadlers kennt. Beim Versuch, klammheimlich mein Bestimmungsbuch zur Hilfe zu nehmen, werde ich leider erwischt. :huh: Nichts war's mit den 10$, aber für die anderen auch nicht; ein kleiner Trost (wie der Vogel hiess habe ich vergessen). So langsam sehe ich unseren nachmittäglichen Gamedrive davonziehen, da läuft unser Wagen wieder, als wäre nie etwas anderes passiert. Unser Zeltcamp liegt knapp ausserhalb der Masai Mara und sieht sehr gemütlich und gut eingerichtet aus. Für Camp-Erkundung bleibt keine Zeit, der Lunch wird sogleich aufgetischt: Pasta, Beef, Bohnen und Rüebli, zum Dessert Wassermelone. Danach haben wir Zimmerstunde. Diese nutze ich für Kamerareinigung und ausruhen. Um 16:00 Uhr starten wir unsere Pirschfahrt, sofern alle da wären. Aber die afrikanische Zeitangabe mit plus minus 30 Minuten Toleranz (eher plus) nimmt sich der eine oder andere sehr zu Herzen und so fahren wir verspätet ab. Am Eingangstor werden wir von Masai's empfangen, die ihre Ware zu 'good price' verkaufen wollen, aber wir (und surprise: sogar Diane! :ohmy: ) bleiben standhaft. Im Park sehen wir zuerst die üblichen Verdächtigen: Gnus, Zebras, Elefanten und Gazellen. Da die grossen Herden um diese Zeit aber in Tansania weiden, sind nicht sehr grosse Gruppen von ihnen hier in der Mara.

Plötzlich ist wie im Samburu der Teufel los. Offenbar hat wieder jemand was spannendes entdeckt und es per Funk weitergegeben. Die Schotterstrassen verwandeln sich in Rennstrecken. Als wir ankommen, ist der Platz praktisch überfüllt von Fahrzeugen. Die Stars diesmal: eine Löwenfamilie mit Jungtieren, die vor kurzem ein Elefantenbaby gerissen haben. Das Buffet ist schon eröffnet, die Jungen geniessen das Mahl und manchmal wird auch um das beste Fleischstück gekämpft.



Diane ist ein wenig schockiert über die Szene, vor allem hat sie grosses Mitleid mit der Elefantenmutter, die ihr Junges verloren hat. Naja, ist halt Natur, da wird nun mal gefressen und selbst gefressen werden. Wir beobachten weiter. Ein paar Meter neben dem Riss, unter einem Baum, liegt ein weiterer Löwe und döst, nebenan sitzt ein Junges. Aber sie stossen bald zur Essensgruppe hinzu und bedienen sich am Elefanten. Männliche Löwen sind nicht zu sehen. Dafür Geier, die darauf warten, dass der Elefant ihnen gehört.

Genug gesehen, wir fahren morgen nochmals hin. Jetzt geht es erst mal weiter zum nächsten Gebiet. Eine Gruppe von Giraffen steht ein wenig Abseits in einer Vertiefung, die wohl in guten Zeiten Wasser führt. Sie lassen sich nicht von uns stören und fressen weiter.

Dann quakt der Funk wieder. Peter vergisst sämtliche Radarwarnungen... aber auch den Weg :unsure: . Wir irren auf der falschen Seite umher, immer in der Hoffnung, endlich mal über eine natürliche oder künstliche Brücke den trockenen, aber steilen Bachlauf zu durchqueren. Aber meist ist am Ufer Endstation und wir müssen wieder umkehren. Zum Trost sind wir nicht die einzigen, die probieren, auf die andere Seite zu kommen. Zu dritt wechseln wir uns an der Spitze ab. Viel kostbare Zeit ist schon verloren gegangen. Schliesslich fahren wir wieder alles zurück und kommen so auf die richtige Seite. Für die Szenerie bleibt tatsächlich nicht mehr viel übrig, aber hier steht er und ich denke, die Welt falle um: ein Gepard! :woohoo: :woohoo: Am liebsten möchte ich den gleich umarmen. Jedoch verabschiedet er sich mit grossen Schritten ins hohe Gras. Aber immerhin: nach 26 Tagen (1. Reise mit eingerechnet) sehe ich zum ersten Mal dieses elegante Tier. Damit hat Patricia ihr Versprechen eingehalten, dass ich ein Gepard sehen werde.


Die gelungene Pirschfahrt neigt sich dem Ende zu. Wir fahren raus aus dem Park, zurück ins Camp. Bei der Rückfahrt zeigt Patricia auf ein kleines weisses, unscheinbares, aber irgendwie unsauberes Gebäude und fragt uns, was das wohl sein könnte. Alle passen bei der Antwort. Sie erklärt, dass dies die örtliche Metzgerei ist. Jeden Morgen wird in diesem Haus ein Tier geschlachtet. Allen wird's ein wenig mulmig bei der Vorstellung, aber vielleicht sehen wir ja am nächsten Tag, wenn wir vorbei fahren, mehr. Im Camp wird vor dem Nachtessen geduscht. Die Einrichtung ist wirklich gut, die fest eingerichteten Zelte sind mit einem Unterstand geschützt, die Toiletten- und Duschanlagen sind sauber. Schade ist bisher nur, dass wir jedesmal unser Nachtessen nicht draussen zu uns nehmen, sondern in einem Essraum. Heute gibt es panierten Fisch, Kartoffelstock, Rüebli und Erbsen. Wie schon erwähnt hat Diane uns eine Runde Amarula spendiert, dazu gibt's lauwarmes Bier. Und sie, Diane, ist (auch mit der Unterstützung der Getränke ab 18 Jahren... ;) ) wieder in Hochstimmung. Sie will mich mit zwei Damen aus einer anderen Reisegruppe verkuppeln und gibt mir Tipps dazu. Ich nehme ihre Ratschläge dankbar an, verzichte aber auf die Umsetzung. Aber eine Kanadierin gibt wohl nie auf und so erteilt sie einen Tip nach dem anderem. Noch einen Amarula bitte... Die Nacht ist sehr ruhig, ab und zu fällt Regen, aber kein Geheule und Gegrunze wie in der letzten Zeit.