Heute geht es offiziell los.
10 Minuten vor Sammlungstermin und gespannt wie eine Feder bin ich im kleinen Empfangsraum des Hotels.
Neben mir warten noch gut 30 andere Gäste; die Gepäckstücke liegen verstreut herum.
An ein Durchkommen ist kaum zu denken. Ich nutze die Zeit um mich mal umzuschauen und die Leute zu beobachten.
Mit wem würde ich wohl die nächsten zwei Wochen verbringen?
Mit den beiden?
Scheinen sympathisch zu sein.
Oder mit denen?
Die da?
Nein, die da... die tu ich jetzt mal in die Kategorie 'muss-jetzt-nicht-unbedingt-sein'.
Die Gedanken verschwinden, als der Chef des Safari-Unternehmens die Teilnehmer begrüsst.
Heute starten drei Gruppen zu ihrer Tour, daher so viele Personen.
Eine Gruppe geht in den Krüger NP, die anderen beiden nach Botswana, jedoch eine als Camper-, die andere als Lodge-Tour.
Es gibt noch einen kurzen Appell, ob alle anwesend sind, danach bittet der Chef uns nach draussen.
Er hätte auch gleich sagen können: 'Feueralarm!', denn nun wollen sich 30 Leute mit Gepäck durch den kleinen Eingang quetschen.
Ich schaue dem Schauspiel gemütlich zu, schlendere anschliessend auch nach draussen und gehe zu meiner Botswana-Camping-Gruppe.
Um es kurz zu machen: es hätte besser kommen können, aber wahrscheinlich auch schlechter.
Mir gegenüber stellen sich vor:
Ian + Jo, Ehepaar aus England, ca. 40-45 jährig, Andrew + Sharon, Ehepaar aus Australien, ebenfalls ca. 40-45 jährig, Stef + Uli, Pärchen aus Deutschland, gleichen Alter wie ich (die 3 schon am Rücken) und zum Schluss stossen noch 5 Französinnen dazu, Alter: würd mal sagen ab 50/55 Jahre an aufwärts - sehr weit aufwärts.
Die Namen kenne ich nicht, sie halten es nicht für nötig, uns mit Handschlag zu begrüssen und sich vorzustellen (schon mal Bonuspunkte bei mir verspielt!).
Na, das kann ja heiter werden mit denen...
Übrigens, die fünf waren es gestern, welche den Bus gestürmt haben und Andrew + Sharon waren das 'Bauernopfer', welches zurückbleiben musste.
Ian + Jo waren auch bei der Tour dabei, hielten sich aber very british vornehm zurück.
Unsere Guides stellen sich als Adrian und Rebecca vor, wobei Adrian der Tätschmeister und Rebecca zum ersten Mal dabei ist.
Nach dem Gepäckverlad (zu meinen fast 19kg sagt niemand was) starten wir in einem geschlossenen kleinen Truck zur langen Reise in Richtung Norden.
Die Fahrt ist nicht sonderlich spektakulär, ich sitze neben Sharon und wir beide halten gelegentlich Smalltalk, so gut es eben bei dem Lärm geht.
Und es wird langsam heiss im Bus.
Wenn das Fenster offen ist, gibt es zwar schön Durchzug, es ist aber dann auch unglaublich laut.
Beim Grenzübergang Südafrika zu Botswana geht alles locker und gemütlich zu und her, die südafrikanischen Zöllner haben sogar das Rugby-Shirt an und strahlen übers ganze Gesicht.
Muss gestern tatsächlich ein Spiel der Springböcke gelaufen sein, offenbar mit positivem Ausgang.
Den Lunch nehmen wir kurz nach der Grenze ein und auffällig wird jetzt schon, was die nächsten zwei Wochen Bestand haben sollte: unsere Gruppe teilt sich nochmals in zwei Gruppen auf: die Französinnen (ich nenn sie auch gerne Gallier, weil man einige von ihnen optisch dem Asterix und Obelix Comic zuordnen könnte) und der Rest.
Im Laufe des späteren Nachmittags erreichen wir das Khama Rhino Sanctuary und gleich geht es auf zu unserer ersten Pirschfahrt.
An einem Wasserloch entdecken wir schliesslich drei Nashörner, dabei scheint es sich um eine Familie zu handeln.
Wir bleiben die ganze Zeit am Wasserloch um zu beobachten.






Leider ist der Tag schon weit vorgerückt und wir müssen bald abfahren, um unser Camp aufzubauen. Auf dem Weg zur Campsite sehen wir noch Kudus und Impalas.
In der Campsite angekommen schnappt sich jeder ein Zelt und los geht's mit dem Aufbau.
Nachdem Adrian uns vorgezeigt hat wie es geht sind wir an der Reihe.
Das Aufstellen wäre an sich nicht so schwierig, mein Vorgänger hat jedoch das Gestänge so durcheinandergebracht, dass diese ineinander verhaken, dankeschön!
Ein paar Mal entfährt mir ein 'Heillanddonner', aber dann und mit Hilfe von Rebecca klappt es.
Ein grosser Vorteil für mich nun als Alleinreisender: da keine weitere gleichgeschlechtige Person in der Gruppe ist, habe ich das (Zweier)Zelt für mich allein.
Luxus pur, wie ich im Verlauf der Reise feststellte!
Das Nachtessen bereitet Adrian zu, es gibt so eine Art Nasi Goreng auf afrikanisch (alles was nicht bis drei auf den Bäumen ist landet im Kochtopf...), schmeckt aber sehr gut.
Anschliessend ist gemütliches Ausklingen, alle sind ein wenig müde von der Fahrt, nur die Gallier reden und reden, als gäbe es kein Morgen mehr.
Es ist auch schwierig, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, da nur zwei einigermassen Englisch sprechen.
Die sind es dann auch immer, welche Informationen vom Guide für ihre Kolleginnen ins Frankreicherische übersetzen.
Als sie erfahren, dass ich aus der Schweiz komme, wollen sie mit mir nur noch Französisch sprechen.
Ich ergänze: Suisse allemande!
Komisch ist jedoch, dass ich kaum was verstehe, was sie sagen, mein Schulfranzösin ist offenbar nicht für die Wildnis gemacht...