Kaum sind wir aufgestanden, braucht es schon logistisches Feingefühl.
Wir gehen für zwei Tage ins Okavango-Delta und dürfen nur das Nötigste an Kleidung und Ausrüstung mitnehmen.
Aber es ist schon erstaunlich, was einige für die kurze Zeit verladen.
Hallo, 2 Tage, nicht 2 Monate!
Ich glaube, alle freuen sich auf unser neues, offenes Gefährt, nur eine Gallierin schaut kritisch drein.
Sie steht vor dem Gefährt und ich lese ihre Gedanken: 'das Ding ist hoch zum Einsteigen, hat keine Türen, wie zum Teufel komme ich denn hier rein?' (Anmerkung: sie hat, sagen wir's mal so, nicht gerade die sportlichste Figur.
Erinnert euch daran, wieso ich die Französinnen auch Gallier nenne, dann kennt ihr jedenfalls schon eine Person...;-) ).
Die Plätze im Jeep sind schnell belegt, die Jüngsten (Stef, Uli und ich) gehen in die hinterste Reihe, da dies Kletterkünste erfordert und nicht allen zugemutet werden kann.
Es geht los.
Die Fahrt zur Verladestation ist ruppig und wellig, aber der Jeep ist gut gefedert und so scheint es mir, wir hoppeln statt fahren unserem Ziel entgegen.
An der Station angekommen, sieht es aus wie auf einem Bazar.

Überall liegen Material, Nahrungsmittel, Zelte und Gepäckstücke rum.
Wir verladen zuerst unsere Ausrüstung in die Mokoros, danach steigen wir selbst ein und machen es uns gemütlich.
Eng sind diese Dinger, erinnert mich an die Holzklasse der Flugzeuge.
Aber die Fahrt ins Delta lässt die Enge und alle Sorgen vergessen: die Stille, unterbrochen durch Vogelgezwitscher oder Erklärungen der Polers, die Schönheiten des Deltas und irgendwie scheint mir, steht die Zeit hier still.
Gemütlich steuert unser Poler den Mokoro und erzählt uns von der Entstehung des Deltas.



Nach gut eineinhalb Stunden am Zielort angekommen, wiederholt sich die Prozedur: Material ausladen, Zeltplatz suchen, Zelt aufstellen, einrichten, fertig.
Auf unserer Campsite hat es einige Elefantenhäufchen, vor nicht allzu langer Zeit liefen also die Rüssler hier durch.
Vielleicht tauchen sie ja in den nächsten drei Tagen wieder auf?
Daher wähle ich mein Zeltplatz nicht gerade auf einem Weg, der in den Busch führt, sondern nebenan, um nachts im Schlaf nicht übertrampelt zu werden.
Am Nachmittag haben wir verschiedene Aktivitäten zur Auswahl: baden im Natur-Pool, Mokoro selber steuern oder einfach relaxen.
Da es heiss ist, fällt die Wahl leicht: rein in den Pool!
Der Weg dorthin führt etwa 50m durch den Busch.
No problem, denke ich, aber dies gilt nicht für alle: 'No, I don't walk!' Madame 'wie-komm-ich-den-hier-rein' protestiert energisch.
Und ich überlege mir, ob im französischen Tourenbeschrieb irgendwas anderes stand als in der deutschen, bzw. englischen (vielleicht was mit Sherpas, oder Segways?).
Stef meint zu dieser Situation nur lakonisch: 'also für dich würden wir jetzt noch ein Taxi rufen!' Und er hat Recht! Das Taxi kam, in Form eines Mokoros.
Während wir also die 50m laufen, musste der arme Poler die gute Dame um das Land herumsteuern, vom Weg her sicher 3- bis 4-fach so weit.
Der Natur-Pool ist spitze!
Die Einheimischen, welche uns begleiten, haben besonders Freude daran, abzutauchen und ein Bein einer Gallierin zu zwicken.
Der Aufschrei dürfte wohl auch noch das letzte Vieh in der Gegend vertrieben haben... lustig ist es allemal, in die Gesichter der Erschreckten zu blicken.

Nach der Erfrischung im Pool ruhen sich einige im Camp aus, Ian (der Engländer) versucht sich als Poler und macht das eigentlich ganz ordentlich und ich melde mich ab, um die nähere Umgebung zu erkunden.
Fotografische Motive halten sich in Genzen, die Tiere machen Siesta und Pflanzen blühen kaum.
Aber egal, die Ruhe und Abgeschiedenheit gefällt mir.

Vor dem Abendessen geht es auf zu einem Bushwalk ('Walk?? Oh nooo!!').
Diesmal kam kein Taxi...
Also laufen wir zu elft in zwei Gruppen ins Insel-Landesinnere (wenn man das so im Okavango sagen kann).
Unser Guide erklärt und zeigt die Umgebung, zu Beginn sehen wir wenig bis kein Tier, aber so langsam erscheinen sie.
Zuerst 'nur' Silberreiher und Witwenenten, aber gegen Ende schleichen wir uns an eine kleine Zebraherde an.
Neugierig betrachten sie uns und wir sie.
Soweit ich gezählt habe, tummeln sich vier bis fünf erwachsene und ein junges Zebra im hohen Gras.
Die Sonne steht schon tief und das Licht wird allmählich dunkler und trotz Stativ ist es schwierig, die Tiere ruhig zu fotografieren.
Wir gehen nicht allzu nah an die Herde ran, damit sie sich nicht bedrängt oder gestört fühlen.



Zurück im Camp bereitet Lazarus gerade das Abendessen vor und demonstriert gleich mal seine Kochkünste.
Das Fleisch wird in Alufolie eingepackt und in ein zuvor ausgebuddeltes Loch gelegt.
Dann noch heisse Kohle drüber und fertig. Wir warten bei einem Windhoek Lager (wurde von Stef und Uli empfohlen) auf das Essen.
Das Fleisch war zu Lebzeiten ein Hühnchen, dazu gibt es Kartoffeln und Bohnen.
Der Mann versteht das Kochen im Busch und wie er mal später erzählt hat, kocht er sehr gerne.
Das merkt man, die Gruppe lobt unseren Guide in den Himmel.
Beim Lagerfeuer sitzen alle zusammen, auch die Polers und deren Köche/Helfer sind anwesend.
Es herrscht noch eine gewisse Distanz zwischen uns, ich hoffe mal, dass es morgen entspannter oder leichter sein würde, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
Irgendwo hören wir noch ein Hippo grunzen.
Im Zelt kann ich kaum einschlafen, vor Mitternacht scheinen die Frösche und Grillen zu wetteifern, welche Spezies die lauteste im Delta ist.
Aber irgendwann kehrt auch im Tierreich Ruhe ein.