Tagwache ist heute ungewöhnlich spät. Erst um 7:00 Uhr sollen wir aufstehen, bzw. dann ist Morgenessen. Aber meine innere biologische Uhr hat sich aufgrund der letzten Tage auf 6:00 Uhr eingestellt, also wache ich auch dann auf. Das Zelt habe ich abgebaut, bevor der Rest aufsteht und die Guides auf dem Platz sind. Die Zeit bis zum Morgenessen nutze ich noch für eine letzte Dusche, bevor wir für fünf Tage in die Wildnis verschwinden. Als ich zurückkomme, sind die anderen langsam auferstanden, aber noch ist kein Guide hier. Tag 6 in Afrika und ich merke mir: wenn 7:00 Uhr gesagt wird, muss es nicht unbedingt um 7:00 Uhr sein. Aber dann taucht Lazarus doch noch auf; und mit ihm offenbar die ganze Firma. Es ist wieder Auswechselzeit. Herrgott, sind wir denn so schlimm, dass es keiner länger als 3 Tage mit uns aushält? Offenbar nicht, nur Timmy verlässt uns und verabschiedet sich, seine Stelle wird jetzt durch zwei Personen besetzt. Da wäre zum einen: Mwabe (oder so ähnlich, er hatte sich eigentlich nicht richtig vorgestellt, aber jemand von unserer Gruppe meinte er hiesse so. Am Schluss der Reise haben wir für jeden Guide ein Dankeskärtchen mit dem Namen geschrieben und es wäre blöd, wenn er sich als Hans-Jürgen vorstellen würde...). Also, bleiben wir bei Mwabe. Er ist ab sofort für die Küche und das Camp allgemein zuständig. Ob er Lazarus mit dem Essen toppen kann? Und da ist noch Jimmy. Optisch sieht er so aus, als könnte er mal einen Löwen am Kragen packen, ihn ordentlich durchwatschen und die Meinung sagen. Ein recht grosser Brocken, aber von den dreien ist er mir am sympathischsten, weil er sehr offen ist bei Gesprächen. Jimmy ist ab sofort unser Fahrer. Und Lazarus ist so quasi der Oberchef, der alles organisiert und schaut, dass es mit der Fahrerei, Einkauf, Permits, usw. klappt. Wir fahren los Richtung Norden, zum Moremi Nationalpark. Die Strasse wechselt bald von Asphalt in Gravel. Unterwegs kaufen wir am Strassenrand noch Feuerholz ein, welches Jimmy auf dem Dach des Jeeps befestigt.

Ansonsten fährt es sich ohne grosse Vorkommnisse. Es ist schon ein Unterschied, ob man in einem stickigen Gefängnistruck oder im offenen Jeep sitzt. So macht nun auch das Fahren Spass. Schon bald tauchen die ersten Tiere auf; eine Impalaherde sowie eine Warzenschweinfamilie.


Kurz nach dem Mittag passieren wir das Südtor des Moremi Game Reserve und halten anschliessend für einen kurzen Lunch. Auf dem Weg zum Nordtor sehen wir weitere Tiere und stoppen immer wieder für Fotos. Vor allem Pflanzenfresser säumen den Weg, viele Impalas, Kudus, Zebras, vereinzelt mal ein Warzenschwein.





Beim Nordtor angekommen führt der Weg innerhalb des Parks nach Osten. Den abgelegenen wilden Campingplatz erreichen wir um ca. 15:30 Uhr. Der Begleitwagen, welcher Mwabe steuert, ist vorgefahren, so sind die Zelte und die Koffern schon ausgeladen. Nett wie er ist, hat er mein Zelt und das der Australier gleich bei einem Elefantenhäufchen hin gestellt. Aber wir nehmen es mit Humor. Der Zeltaufbau ist schon reine Routine und in 5 Minuten steht das Ding. Um 16:15 Uhr starten wir zum abendlichen Gamedrive. Wiederum sehen wir viele Tiere, auch verschiedene Vogelarten sind darunter.




Unser Hauptaugenmerk an diesem späten Nachmittag gilt einem Löwenpärchen, welches Liebe macht. Zusammen mit einem weiteren Wagen beobachten wir sie, aber es scheint sie nicht zu stören. Nicht mal das Abendbuffet, welches nahe an ihnen vorbeiläuft interessiert sie. Zebras und Giraffen nähern sich vorsichtig und schauen dem Schauspiel ebenso gespannt zu wie wir. Sehr viel passiert aber momentan nicht, beide liegen faul im Gebüsch und sobald Frau aufsteht und den Platz wechselt, macht Mann genau dasselbe.







Jimmy blickt immer wieder durchs Fernglas und plötzlich sieht er etwas durchs Gebüsch huschen. Er fährt sofort auf das Objekt zu und wir sehen eine weiteres Kätzchen: ein Leopard. Was sagt man dazu? Bei unserer ersten richtigen Pirschfahrt gibt es gleich mal zwei grosse Raubtiere. Jimmy folgt dem Leopard ein wenig, was dem nicht so gefällt und so verschwindet er schnell im unwegsamen Gelände. Aber diejenigen, welche auf der richtigen Seite sitzen, haben schon mal gute Fotos (ich gehörte nicht zu denen).

In der Zwischenzeit tauchen auch Elefanten auf, das geht hier bald zu wie auf einem Rummelplatz, man weiss gar nicht mehr, wohin schauen.


Wir fahren wieder zurück zu den Löwen. Die Stellung der beiden hat sich nicht gross verändert. Er darf, wann sie will und einmal werden wir tatsächlich Zeuge der vollkommenen Liebe. Ich denke, es kommt nicht oft vor, dass man so ein Schauspiel erlebt und da hier alle schon über das 'Bienchen und Blümchen'-Alter raus sind, kann/darf man es auch zeigen ;-) .






Es dunkelt langsam ein, Zeit, sich auf den Rückweg zu machen. Die Dunkelheit scheint aber einige von uns nicht abzuhalten, weiter zu fotografieren, man nimmt jetzt halt den Blitz zu Hilfe. Da habe ich persönlich ein bisschen Mühe damit, Tiere zu blitzdingsen. Wenn das jeder Touri jeden Tag macht, ich denke nicht, dass das gut ist für die Tiere. Aber über dieses Thema könnte man noch lange diskutieren. Vor allem auch, weil ja der eingebaute Blitz sowas für nichts ist und nur die ersten drei Meter erleuchtet, mit einem dunklen Hintergrund. Die Bilder dürften für die Tonne sein. So, jetzt aber Schluss. Inzwischen sind wir nach meinen Blitz-Überlegungen wieder zurück im Camp. Die Frage, ob Mwabe dem Lazarus beim Kochen das Wasser reichen kann, ist schnell beantwortet: er kann! Es gibt wieder Gockel, mit Kartoffeln, Karotten und Bohnensalat, dazu ein Windhoek Lager. Auch wird nebst dem Eau d'Africa (Insektenspray) Malarone langsam ein Thema. Nach dem Essen setzt sich Jimmy neben mich und wir beginnen ein bisschen über unsere Heimatländer zu erzählen. Er fragt mich, ob wir auch gefährliche Tiere zu Hause haben. Naja, 'gefährlich' nicht unbedingt, Wölfe und Bären, sofern sie bei Grenzübertritt nicht erschossen werden. Andererseits frage ich ihn, ob die Guides ein Gewehr oder sonstige Massnahmen haben, um die wilden Tiere zu verjagen. Haben wir, sagt er, Satellitentelefon. Das muss wohl ein echter Klopper sein, um so ein Tier in die Flucht zu schlagen. Lazarus nimmt das Thema gleich auf und erklärt uns die Spielregeln für eine angenehme Nacht. Die erste Nacht und nun richtig mal in der Wildnis (das Khama Rhino Sanctuary war ja nur von Pflanzenfresser bevölkert, Okavango hatte auch nicht so viel Gefährliches an sich, aber hier steppt der Bär). Irgendwie freue ich mich drauf und lasse die Fenster 'offen', so dass ich nachts durch's Moskitonetz schauen kann, sollte einmal grosses Kino bei uns im Camp laufen. Nachts wache ich immer wieder auf, ich höre eine Hyäne heulen, mal weit entfernt, dann nah, dann ganz nahe, aber dann wieder weiter entfernt. Hippos grunzen nahe beim Fluss und keine 100m von unserem Camp (gem. Angabe Guide) brüllen Löwen. Absolut spitze, am liebsten möchte ich gar nicht mehr einschlafen. Ins Camp kommen heute Nacht keine Tiere.