Am Morgen um 8:00 Uhr verlasse ich ohne zu frühstücken Camp Gecko und steure Solitaire an. Jetzt, da nichts mehr im Magen ist, fühlt es sich eigentlich wieder gut an, traue der Sache aber noch nicht ganz. Kurz nach dem Camp sehe ich auf der rechten Seite eine Kuduherde, die ich in Ruhe fotografieren kann. Sie sind allerdings ziemlich weit weg, daher laufen sie nicht davon, sondern beobachten mich nur. (und quel surprise, was sehe ich da, als ich die Fotos ins Forum stelle: da sind doch tatsächlich noch zwei Zebras im Gelände - die habe ich weder vor Ort noch bei der Fotobearbeitung gesehen. Erst jetzt, beim Heraufladen, sind sie mir aufgefallen. Wie viele Tiere gingen mir wohl noch durch die Lappen...?



In Solitaire halte ich an für ein Frühstück: Apfelkuchen, der soll da ja hervorragend sein und wurde mir von verschiedenen Stellen empfohlen. Und der ist wirklich lecker, kann ich absolut bestätigen; die Vorschusslorbeeren sind gerecht. Auch der Bäckermeister selbst scheint ein Unikum zu sein in Namibia (er erinnert mich irgendwie an Otto aus der Serie "Malcom mittendrin" :) ). Aber mit einem Stück Apfelkuchen ist mein Magen schon wieder überfordert und der innerliche Radau geht wieder los :S . Als ich Solitaire in Richtung Sesriem verlasse, steht am Strassenrand ein Junge (ca. 12-jährig), der als Anhalter mitgenommen werden will. Ich fahre aber ohne ihn weiter und habe danach irgendwie ein schlechtes Gewissen. Hätte ich ihn trotzdem mitnehmen sollen/können/dürfen? Er war zwar nicht in der Pampa, aber so viele Autos fahren nun mal auch nicht in dieser Gegend rum, dass er Mitfahrgelegenheiten hätte. Meine nächste Chance auf 'Wiedergutmachung' lässt nicht lange auf sich warten. Auf der Gegenfahrbahn sehe ich einen stehenden Kleinlaster mit allerhand Gerümpel drauf (Matratzen, Stühle, Tische, etc., namibischer Ikea halt... ;) ), sowie drei Personen. Einer von denen winkt schon von weitem zu mit einer leeren grossen Wasserflasche. Ich halte an und er fragt mich, ob ich Wasser habe. Nachdem ich mich in Solitaire mit Wasser aufgefrischt habe, schenke ich ihm eine 5-Liter-Flasche. Er war sehr dankbar dafür und ich habe mein Gewissen wieder ein wenig in Gleichgewicht gebracht. Weiter auf der Fahrt läuft vor mir plötzlich eine Antilope über die Strasse. Ich halte an und merke, dass sich da eine ganze Gruppe versammelt hat. Es sind Springböcke, die sehe ich nun zum ersten Mal auf meiner Reise. Mit ihrem eleganten Körper und den geformten Hörnern sehen sie richtig süss aus (sind mir jedenfalls sympathischer als andere Pflanzenfresser). Nach ein paar Fotos zähle ich innerlich auf, welche Premiere ich denn noch gerne gesehen hätte: Oryx und Gepard. Also her damit (oder habe diese während der Fahrt schon x-mal verpasst? :dry: )!





Vor dem Mittag erreiche ich Sessriem und fahre direkt hinein in den Park zur Sossus Dune Lodge. Ich bin erstaunt, wie man an so einem Ort solch eine Anlage aufbauen kann. Es wird auf meiner dreiwöchigen Reise mein einziger Luxusaufenthalt sein. Ein Mitarbeiter fährt mich hoch zur Lodge. Der Empfang ist sehr freundlich. Ich bekomme einen Begrüssungsdrink und die Mitarbeiterin (Name habe ich vergessen) erzählt mir ein paar Infos zur Lodge und den Touren. Da ich die Lodge u.a. gebucht habe, um am Morgen frühzeitig in Sossusvlei zu sein, melde ich mich für die Sunrise-Tour an. Nach dem Zimmerbezug gehe ich direkt zum Sesriem Canyon. Jetzt mit der hohen Sonne stechen die Kontraste recht stark hervor. Ich gehe vor, bevor eine deutsche Altersheim-Busgruppe in den Canyon steigt (meine Hummeldumm-Zeit ist jetzt um, jetzt kann ich auch Sprüche klopfen! :laugh: ). Aber es ist sehr heiss im Canyon drin und ich versuche immer im Schatten zu laufen. Ich träume jetzt schon vom Pool. Schlussendlich ist der Canyon, naja, nice to see, aber als Schweizer bin ich mir andere Schluchten gewohnt.




Anschliessend fahre ich zurück zum Parkplatz und will mein Auto rechts unter einem Sonnensegel parken (statt wie vorher links). Nach einem kurzen Krrrkk halte ich an und ich wusste, wieso man mich zu Beginn links eingewiesen hat - das Auto ist zu hoch, es gibt einen Riss ins Segel :huh: . Shit, das muss jetzt aber wirklich nicht sein. Niemand sonst hat das gesehen, ich fahre hurtig zurück und parke mein Auto nun an der richtigen Stelle. Also wenn jemand von euch auf der linken Seite einen Schranz im Zeltdach sieht, das war ich... :whistle: Bevor ich zum Pool gehe, melde ich den Schaden an der Rezeption, aber dies ist offenbar nicht so schlimm, wie sie mir sagt. Bin wohl nicht der erste, der mit dem Segel Bekanntschaft macht... Eigentlich ist jetzt Mittagszeit und da die Lodge all inclusive ist, gäbe es einen Lunch. Aber mein morgiges Gewissen hat mich nicht getäuscht, ich bin noch nicht über den Berg und fühle mich noch nicht wohl, bzw. habe einfach keinen Appetit. Ich schwimme ein paar Runden im Pool und lese oder schreibe ab und zu. Es ist auch hier sehr heiss, der Wind ist nicht wie im Camp Gecko kühl, sondern warm, Wüstenwind halt. Macht die Sache auch nicht gerade angenehmer. Vor dem Sonnenuntergang gehe ich zurück ins Zimmer, der Balkon ist gegen Westen ausgerichtet. Doch die Wolken und die leicht trübe Sicht verhindern einen afrikanischen Sonnenuntergang. Aber ich habe ja noch Zeit für weitere Untergänge in dieser Woche. Jetzt wäre Diner-Zeit, aber es ist schon tragisch: da bucht man den einzigen Luxus dieser Reise und kann ihn nicht mal richtig geniessen, das 4-Gang-Menu sieht richtig gut aus. Ich gehe während dem Abendessen in die Bar, was offenbar ungewöhnlich ist, denn die Bardame fragt mich, ob ich Hilfe gebrauchen könnte. Nein, nur eine Cola. Ebenso ist die Empfangsdame anwesend und ich erzähle ihr von dem Umstand, dass ich quasi unter Appetitlosigkeit und Unwohlsein leide und daher auf das Essen verzichte. Zuerst will sie mir daher nur die Vorspeise, eine Suppe geben, aber nicht mal die würd ich runter kriegen. Sie bringt mir stattdessen einen Apfel und eine Birne. Den Apfel ess ich, die Birne nehme ich mit. Im Zimmer zurück hat die gute Fee mir schon das Moskitonetz um das Bett heruntergelassen.